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1. Landeskunde des Königreichs Württemberg und der Hohenzollernschen Lande - S. 32

1909 - Breslau : Hirt
32 § 9, Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte. unter harten Bedingungen. Er mußte 300000 Gulden bezahlen, vor dem Kaiser in Ulm sich demütigen, sodann dem sogenannten Interim sich fügen, d. h. einer Verordnung, die inzwischen bis zu einer allgemeinen Kirchen- Versammlung gelten sollte, und die Württemberg in Wirklichkeit wieder katho- lisch machte. Zu allem Unglück hin erhob Ferdinand wiederum Ansprüche auf das Herzogtum, weil Ulrich durch seine Empörung gegen den Kaiser es verwirkt habe. Alle Gegenvorstellungen halfen nichts, und eben sollte das Urteil gesprochen werden, als Ulrich i. I. 1550 starb und dadurch dem Schicksal entging, noch einmal seines Landes beraubt zu werden. Herzog Christoph (1550—1568). Auf Herzog Ulrich folgte sein Sohn Christoph, einer der trefflichsten Regenten Württembergs, mit den edelsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens ausgestattet. Das Joch, das er in der Jugend zu tragen hatte, stählte frühzeitig seinen Charakter. Kaum war er y2 Jahr alt, so entfloh seine Mutter; im vierten Jahre siel er nach Vertreibung seines Vaters in feindliche Hände und wurde in der Fremde von einem Ort zum anderen geführt, bis er an dem Kaiserlichen Hof aufgenommen wurde, wo er an Michael Tiffernns einen ausgezeichneten Lehrer und väterlichen Freund fand. Kaiser Karl V. hatte zwar Wohlgefallen an der Wißbegierde des jungen Prinzen, behandelte ihn aber doch argwöhnisch, zumal er bei einer Reise durch Württem- berg, wobei ihn der damals 15jährige Christoph begleitete, bemerkte, welche Hoffnungen man hier auf diesen setzte. Er gedachte daher, ihn in ein Kloster in Spanien zu stecken, um so Württemberg für immer au sein Haus zu bringen. Allein auf der Reise dorthin entdeckte Tiffernus dem Prinzen den Plan. An der Grenze von Tirol und Italien entfernten sich beide unbemerkt vou dem kaiserlichen Gefolge und entkamen glücklich nach Bayern, wo Christoph bei feinen Verwandten eine sichere Zuflucht faud. Nachdem sein Vater in sein Herzogtum zurückgekehrt war, wurde er von diesem mit Argwohn und Härte behandelt und mußte in französische Kriegsdienste treten, wo er mehrmals in Lebensgefahr geriet. Endlich kam durch Vermittlung des Landgrafen Philipp von Hessen eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn zustande, und Christoph wurde Statthalter der Grafschaft Mömpelgard, die zu Württemberg gehörte. Hier beschäftigte er sich eifrig mit den Wissenschaften, vor allem mit den > Schriften von Luther, Melanchthon und Brenz, sowie in erster Linie mit der Heiligen Schrift und wandte sich aus innerster Überzeugung der Reformation zu. Bei seinem Regierungsantritt fand Christoph das Herzogtum in einer mißlichen Lage. Spanische Soldaten hielten es besetzt; das Land war größten- teils wieder katholisch geworden, mit Schulden beladen und verarmt, und König Ferdinand machte seine Ansprüche darauf geltend. Aber Herzog Christoph war der schwierigen Aufgabe gewachsen. Er fand sich mit Ferdinand durch eine ansehnliche Geldsumme ab, und als durch den Kurfürsten Moritz von Sachsen das Kriegsglück auf die Seite der Protestanten sich gewendet hatte, und der Kaiser im Passauer Vertrag 1552 und sodann im Augsburger Religionsfrieden 1555 Religionsfreiheit zugestanden hatte, führte Herzog Christoph im ganzen Lande die Reformation ein. Dabei wurde er kräftig unterstützt vou dem trefflichen Johannes Brenz, dem Reformator Württem- beras, der zum Propst an der Stiftskirche in Stuttgart ernannt worden war.

2. Landeskunde des Königreichs Württemberg und der Hohenzollernschen Lande - S. 36

1909 - Breslau : Hirt
36 § 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte. Künkelin verheiratet) herbeieilten, ihre Männer so lange auf der Ratsstube bewachten, bis der Mannesmut erstarkte und sie sich zur Verteidiguug ent- schlössen. Diese war denn auch unter der Führung des wackeren Komman- danten Krummhaar von Erfolg gekrönt. Melac mußte die Belagerung auf- geben und zog, als Reichstrnppen anmarschierten, von Württemberg ab. Aber in den Jahren 1692 und 1693 fielen die Franzosen abermals im Lande ein, und wiederum quälten sie die unglücklichen Bewohner mit Sengen und Brennen, Plündern und Brandschatzung: noch heute sind die Ruinen von dem Kloster Hirsau Zeugen ihrer Zerstörungswut. Millionen wurden dem armen Lande ausgepreßt. Das Eleud war nicht geringer als im Dreißigjährigen Kriege; Hungersnot und Seuchen wüteten schrecklich; die Bevölkerung sank in kurzer Zeit von 450 000 auf 300 000, und die von den Franzosen mitgeführten Geiseln, 14 angesehene Männer, erlitten, da die Strafgelder nicht rechtzeitig abgezahlt wurden, eine ebenso qualvolle als schimpfliche Behandlung. Ein kleiner Ersatz dafür war die Einwanderung von 3000 Waldenfern, die wegen ihres Glaubens aus ihrer Heimat, dem südlichen Frankreich, sich hatten flüchten müssen, und denen in der verwüsteten Maulbrouner Gegend Wohnplätze angewiesen wurden; ihnen verdankt man die Einführung der Kar- toffel in Württemberg. Inzwischen war Eberhard Ludwig mündig geworden und hatte die Regierung übernommen. Da brach ein neuer Krieg aus, der Spauische Erb folg ekrieg, iu dem der Deutsche Kaifer und Ludwig Xiv. um Spaniens Krone sich stritten. Württemberg nahm in rühmlicher Weise daran teil, und der Herzog bewährte sich als tapferer und geschickter Feldherr, so daß ihn der Kaiser zum Generalfeldmarschall ernannte. Das Land hatte freilich wenig Nutzen davon, und die Landstände beschwerten sich bitter, als der Herzog auch uach dem Kriege ein stehendes Heer von einigen tausend Mann beibehielt und eine prächtige, kostspielige Leibwache errichtete. Schlimmer aber war, daß der Herzog, der doch die Franzosen so mutig bekämpft hatte, französische Sitte und Mode, die Leichtfertigkeit und Üppigkeit des Hofes Ludwigs Xiv. in Versailles nachahmte. Er baute uach dessen Vorbild Schloß und Stadt Ludwigs- bürg, verlegte dorthin seine Residenz und entfaltete einen Glanz, der ungeheure Summen verschlang und dem Lande schwere Lasten aufbürdete. Daneben fehlte es aber auch nicht an heilsamen Einrichtungen, so wurde z. B. das Waifen- haus iu Stuttgart errichtet, die fchon von Herzog Ulrich gegründete und von Herzog Christoph erweiterte lateinische Schule in Stuttgart zum Gymnasium erhoben, die Konfirmationsfeier eingeführt, und trotz der Sittenverderbnis in den oberen Ständen herrschte doch im Volke viel christlicher Sinn, der durch Männer wie Johann Albrecht Ben gel kräftig gefördert wurde. Herzog Karl Eugen (1737—1793). Karl Eugeu, der nach dem plötzlichen Tode feines Vaters, des Herzogs Alexander, zuerst uoch unter Vormundfchaft stand, kam als junger Prinz an den Königlichen Hof in Berlin, um unter den Augen Friedrichs Ii. zu feinem Beruf sich vorzubereiten. Der große König gab dem talentvollen, feurigen Prinzen goldene Lehren: „er solle danach trachten, die Herzen zu gewinnen, Schmeichler fliehen, sich mit den Staatsangelegenheiten vertraut machen, Sitt- lichkeit und Frömmigkeit fchützeu und bedenken, daß Württemberg nicht für ihn

3. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 31

1858 - Breslau : Hirt
Albrecht der Bär und Kurfürst Friedrich. — Die Schlacht bei Mühlberg. 31 Belehnung. Da ward die Urkunde verlesen, daß die Mark von nun an für immer den Hohenzollern verbleiben solle. Der Kurfürst schwur den Eid der Treue mit lauter Stimme auf das Evangelium, em- pfing das Brandenburgische Banner, Reichsapfel und Scepter, küßte das Reichsschwert und verrichtete seine Danksagung. Er regierte die Mark bis 1440, und seine Nachkommen haben noch fast 250 Jahre als Kurfürsten das Land beherrscht, welches immer- mehr, besonders durch den großen Kurfürsten, an Umfang und Macht wuchs, und unter diesem schon der vornehmste deutsche protestantische Staat ward. Daher war es ganz in der Ordnung, daß Kurfürst Friedrich Iii. 1701 sich in Königsberg die Königskrone aufsetzte, und so das Kurfürstenthum Brandenburg zum Königreich Preußen machte. 9. Pie Schlacht bei Mühlberg. Nach Luther's Tode brach schweres Unglück über die Evangeli- schen herein. Der Kaiser Karl V. hatte bis jetzt bald mit den Türken, bald mit den Franzosen zu thun gehabt und war dadurch verhindert worden, etwas Ernstliches gegen die Protestanten zu unter- nehmen. Nun aber hatte er keine äußern Feinde mehr zu fürchten, und, er beschloß, die Evangelischen mit Gewalt zu unterdrücken. Die evangelischen Fürsten hatten schon 1531 ein Bündniß zur Bertheidigung ihres Glaubens zu Schmalkalden geschlossen. Als sie die Absicht des Kaisers merkten, rüsteten sie eilig ihre Heere; aber ihre Ängstlichkeit und Eifersucht machten einen Angriff unmöglich. Den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen rief die Treulosigkeit seines Vetters Moritz in seine Länder zurück. Dieser war evangelischen Glaubens und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp von Hessen, eines Bekenners des evangelischen Glaubens. Den- noch stand er heimlich mit dem Kaiser in Unterhandlung und besetzte die Länder Johann Friedrich's mit Gewalt. — Zwar nahm dieser sie wieder; nun aber machte sich 1547 der Kaiser in Verbindung mit Moritz gegen ihn auf. Der Kurfürst suchte das feste Wittenberg zu erreichen. Der Kaiser zog ihm am andern Ufer der Elbe bis Mühlberg nach. Er sah Anfangs keine Möglichkeit, über den Fluß zu kommen; doch zeigte ihm ein verrätherischer junger Bauer eine Fuhrt. Es war ein Sonntagsmorgen. Der Kurfürst wohnte gerade dem Gottesdienste bei, als er die Nachricht erhielt, daß der Kaiser im An- zuge sei; dennoch wollte er sich in seiner Andacht nicht stören lassen. Als er endlich aufbrach, wurde er von den kaiserlichen Reitern ein- geholt und zur Schlacht gezwungen. Aber die Seinen wurden ge- worfen; er selbst erhielt einen Hieb in die linke Wange und mußte sich den Feinden ergeben. Gefangen und mit Blut bedeckt, wurde er vor den Kaiser geführt. Als er diesen erblickte, hob er die Augen gen Himmel und sprach: ,,Herr Gott, erbarme dich meiner; nun bin ich hier!" Er wollte dem Kaiser die Hand reichen; aber dieser wandte sich ungnädig ab. Und als er anhub: „Allergnädigster Kaiser!" —

4. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Zwei evangelische Märtyrer. — Der jülichschc Erbfolgestreit. 29 mir das noch einmal." Und es geschah, worauf der Märtyrer erwie- derte: „Habt Dank, daß Ihr mir das Evangelium Christi verkün- digt habt. Grüßet alle Brüder in dem Herrn Christo!" Nachdem Adolph sich selbst entkleidet, steckte der Henker den Holzstoß an, und als die Flamme hoch emporloderte, schrie Adolph mit heller Stimme: „O Herr, in deine Hände besehl' ich meinen Geist!" und ward vom Dampf erstickt. — 300 Jahre später bewegte sich ein anderer Zug aus Lüttinghausen, um den Grundstein zu einem Denkmale Claren- bach's, des bergischen Reformators, zu legen. An der Spitze von wenigstens 12,000 Andächtigen zogen an 50 evangelische Geistliche einher, und es ward in lautloser Stille der Grundstein unter Rede und Gebet gelegt. Zum Schluffe ertönte tausendstimmig Luther's Glaubenslied: „Ein' feste Burg ist unser Gott!" 6. Per Michsche Erbfotgestrcit. Die herrlichen Provinzen Cleve, Jülich, Berg, Mark, Ravensberg und Ravenstein waren seit 1521 durch Johann Iii. unter den Her- zogen von Cleve vereinigt. Wilhelm Iv. hatte eine Macht, mit welcher er dem mächtigen Kaiser Karl V. glücklich entgegentreten konnte. Mit dem Tode des Herzogs Johann Wilhelm erlosch im Jahre 1609 der Mannesstamm des alten ruhmreichen Fürstenhauses. Es war eine schwere Zeit, in welcher die Völker durch Religions- streitigkeiten aufgeregt und zerrissen und der 30 jährige Krieg mit allen seinen Gräueln im Anzuge war. Sechs Bewerber um die erledigten Länder traten auf, unter ihnen Johann Sigismund, Kurfürst von Brandenburg, und der Pfalzgraf Wilhelm von Neuburg; jener im Namen seiner Gemahlin Anna, deren Mutter, Herzogin von Preußen, ältesten Tochter Herzog Wilhelm's, die Erbfolge für sich und ihre Nach- kommen zugesichert erhalten hatte, sobald keine unmittelbaren männ- lichen Erben vorhanden sein sollten; dieser im Namen seiner Mutter, der zweiten Tochter Wilhelm's Iv., welche an die Stelle der ersten bereits verstorbenen treten sollte. Der Kurfürst hatte sich durch ein Bündniß mit den Holländern gesichert, die eben Spaniens Macht und den Henkern des gefürchteten Alba in verzweiflungsvollem Kampfe sich entzogen hatten. Sie wollten um keinen Preis zugeben, daß die ihnen naheliegenden cleveschen Lande katholisch würden. Dieß wollte aber gerade der deutsche Kaiser. Schon, hieß es bereits damals, richte sich die Hoffnung aller Ketzer auf das hohenzollersche Haus. Es beeilten sich daher die streitenden Erben, dem Kaiser zuvorzu- kommen, und schloffen schon 1609 den Vertrag zu Dortmund, nach welchem sie einstweilen gemeinschaftlich das ganze Land ' in Besitz nahmen und es gegen jeden Drillen mit den Waffen in der Hand zu behaupten sich verpflichteten. Der Kaiser Rudolph wurde darüber böse, drohte mit der Reichsacht und besetzte die Festung Jülich. Aber die mit Brandenburg und Neuburg verbundenen Holländer, Fran- zosen und Truppen der protestantischen Union eroberten die Festung

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 27

1858 - Breslau : Hirt
Friedrich der Streitbare, Kurfürst von Sachsen, und seine Nachkommen bis zur Reformation. 27 Viele schlossen sich in ihren Häusern ein, zündeten diese an und ver- brannten sich sammt ihren Schätzen. So blieben Wenige aus dem Volke Israel von der Pest und der Wuth der Menschen verschont. Wie die Pest, so erstreckte sich auch die Judenverfolgung über Deutschland hinaus auf die anderen Länder Europa's. Zu der Zeit sah man auch große Schaaren halbnackter Menschen von Stadt zu Stadt ziehen, die Geißeln mit Knoten, eingeflochtenen Nägeln und Drahtspitzen trugen und sich so schlugen, daß das Blut in Strömen auf die Lenden herablief. Sie hießen Geißel- oder Buß fahr er; sie sangen Bußgesänge, warfen sich nieder und beteten, standen wieder auf und peitschten sich. Diese Leute rangen nach Ver- gebung ihrer Sünden; aber die leibliche Uebung ist wenig nütze. Sie suchten durch äußere Bußübungen die Versöhnung. Bald kamen sie auch in Übeln Ruf, und deßhalb suchte man sie mit Gewalt zu dämpfen. Bei Sangerhausen und Nord Hausen wird heute noch die Stelle gezeigt, wo solche Geißelfahrer auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sind. 7. Friedrich der Streitbare, Kurfürst von Sachsen, und seine Nachkommen bis zur Ncformation. Johann Huß zu Prag war ein Vorläufer Luther's und pre- digte das lautere Evangelium; auf der Kirchen-Versammlung zu Kostnitz im Jahre 1415 wurde er als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Kunde von seinem Märtyrertode entflammte seine Anhänger zum Kriege. Sie sammelten sich unter dem Banner des böhmischen Edlen Johann Ziska. Damals war Friedrich der Streitbare Herr über Meißen und Thüringen; er wurde vom Kaiser Sigismund gegen die Hussiten gesandt und schlug sie. Zur Be- lohnung wurde er 1425 mit dem Kurfürstenthum Sachsen feierlich belehnt, so daß er nun nicht blos das Herzogthum Sachsen zu seinem Lande erhielt, sondern auch einer der sieben Kurfürsten wurde, welche den deutschen Kaiser zu wählen hatten. Das Herzogthum gehörte dem einst blühenden Herrscherstamme der Askanier, die ihre Stammburg bei Aschersleben hatten; aber das Geschlecht kam schnell zum Aussterben. Der vorletzte Kurfürst, mit Namen Rudolph, hatte zwei blühende Prinzen; als diese in Loch au, dem jetzigen Annaburg, übernachteten, stürzte ein alter Thurm neben ihrer Wohnung ein und erschlug sie nebst dem Erzieher und sechs Edelknaben. Nun war nur noch ein Bruder Rudolph's, Al brecht, übrig, welcher die Regierung nach dessen Tode übernahm. Aber auch dieser starb- ohne Erben in der Blüthe seiner Jahre an den Folgen eines Feuerschreckens. Er übernachtete nämlich auf der Jagd in der Annaburger Haide in einem Bauerhause. Als Alle im tiefsten Schlafe lagen, brach Feuer aus, und der Fürst wäre mit seiner Gattin verbrannt, wenn nicht ein winselnder Jagdhund sie geweckt hätte. Der Schreck führte jedoch einige Tage nachher den Tod des

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 23

1858 - Breslau : Hirt
Rheinische Städtegeschichten. 23 nichts hören. Siehe, da stiegen die den Ort durchströmenden Ge- wässer, füllten allmählich die Straßen und Häuser und trieben die unglücklichen Bewohner auf wenige Plätze zusammen. Die wenigen Lebensmittel verdarben, eine schreckliche Seuche brach aus. Die Be- lagerer hatten den Abfluß der Bäche vor den Thoren durch riesige Dämme gehemmt. Da mußte sich die heldenmüthige Stadt ergeben. Nach 385tägiger Belagerung zog Wilhelm von Holland in die ver- heerte Krönungsstadt ein, aber weder Drohungen noch Gnadenbe- .zeugungen konnten die Bürger bewegen, in der Stadt zu bleiben. Es war ein herzbrechender, aber erhebender Zug, diese Männer, Frauen und Kinder, die abgezehrt und matt dahinzogen, die Königs- Ireue zu bewahren, welche sie den edlen Hohenstaufen geschworen. 3. Eine Kaiserkrönung zu Aachen. Den 9. April I486 früh Morgens ward vor dem Hofe des römischen Königs Maximi- lian, dessen Krönung zum römisch-deutschen Kaiser bevorstand, ein ganzer Ochse zum Braten aufgestellt, in welchem ein Schwein, in diesem aber eine Gans und ein Huhn angelegt waren; auch ward ein Springbrunnen aufgerichtet, darüber ein Adler mit dem Wappen l>es Königs und ein goldener Löwe. Aus dem Munde dieser Thiere floß rheinischer Wein. Beides wurde nach der Krönungsfeierlichkeit dem Volke preisgegeben. Nach 6 Uhr begab sich der feierliche Krö- nungszug zur Kirche; zuerst Edelknaben, dann die Bischöfe, hierauf "die Herzöge von Cleve, Jülich und Sachsen. Nun kam der alte Kaiser Friedrich Iii. in einem goldenen Kleide mit erhabenem Hals- schmucke und einem prächtigen Kreuze vor sich. Zu seiner rechten Seite ging sein Sohn Maximilian mit einem goldenen, mit Her- melin gefütterten Mäntelchen, das ihm über die Schulter hing und vorn am Halse durch eine mit Perlen und köstlichen Steinen besetzte Hefte zugehalten war; auf seinem Haupte trug er ein goldenes Ba- ret. Zur linken Seite des Kaisers ging der Kurfürst von Sachsen mit dem bloßen Schwerte, und zur Linken des Königs der Kurfürst von der Pfalz, beide in ihrer Kurkleidung, nämlich mit einem Kleid und Mantel von rothem Sammet und einem hohen Baret von Schar- lach, mit Hermelin ausgeschlagen.' Beim Eintritt in die Kirche wur- den dieselben von den drei geistlichen Kurfürsten in ihrem bischöflichen Ornat mit ihren Krummstäben und Jnfuln und von der ganzen Geistlichkeit mit den Fahnen, mit dem Weihrauchfaß und dem Eoan- gelienbuch empfangen. Am Fuße des Altars legte Maximilian sich gestreckt auf einen Teppich nieder, und der Erzbischof von Cöln flehte über ihm zum Herrn. Alsdann richtete sich der König auf und ließ sich dem Altäre gegenüber auf einem schön geschmückten Sessel nie- der, zur Rechten der Erzbischof von Mainz, zur Linken der von Trier, hinter ihnen mehrere Reichsfürsten. Auf der rechten Seite des Altars hatte der Kaiser seinen drei Stufen hohen und kostbar ausgeschmückten Sitz, und zur linken befanden sich die Kurfürsten von Sachsen und von der Pfalz. Jetzt begann der gregorianische Gesang.

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 30

1858 - Breslau : Hirt
30 Blicke in die Delgangenhcit der Rheinprovinz. wieder. So kam Brandenburg zum Eintritt in die Union, welche 1608 gegründet war und der gegenüber 1609 ein katholischer Für- stenbund, Liga, sich bildete. Man hegte allgemein die Hoffnung, daß der Erbschaftsstreit friedlich würde beigelegt werden. Beide Fürsten kamen in Düsseldorf zusammen, woselbst eine Heirath zwischen der Tochter des Kurfürsten und dem noch unverheiratheten Pfalzgrafen von Neuburg zu Stande gebracht wurde. Noch aber handelte es sich um die Mitgift; darüber erzürnten sich die Herren beim Weine also, daß auf eine unverschämte Forderung des Pfalzgrafen der Kur- fürst mit einer Ohrfeige antwortete. Wüthend reiste der Neuburger ab, heirathete eine Tochter des Hauptes der Liga, des Herzogs Maxi- milian von Baiern, und wurde katholisch. Sein alter Vater starb vor Gram darüber. Der Kurfürst von Brandenburg dagegen trat am Weihnachtstage 1613 öffentlich von der lutherischen zur refor- mirten Kirche über. Dadurch wurde er der kräftigen Unterstützung der rcformirten Holländer und der Treue der Jülicher gewiß. Jetzt rückten Spanier unter Spinola von der einen, Holländer unter Mo- ritz von Oranien von der andern Seite in die streitigen Lande. Und damit brach eine schreckliche Zeit herein den ganzen 30jährigen Krieg (1618—1648) hindurch. Die fremden Heere brandschatzten im Lande. Neuburg drückte die Protestanten, Brandenburg die Katholiken zur Vergeltung. Priester führten die Schaaren gegeneinander. Alle Bande des Bluts, der bürgerlichen Ordnung waren gelöst; alle Menschlich- keit schien von der Erde genommen zu sein. Obgleich die Parteien bereits 1614 in Xanten zu einer Theilung geschritten waren, nach welcher Cleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein an Brandenburg kamen, so wurden die Streitigkeiten doch erst durch den großen Kur- fürsten von Brandenburg 1666 endgiltig geschlichtet. Mit den Län- dern aus der jülichschen Erbschaft legte der brandenburgisch-preußische Staat die ersten Keime zu seiner Macht am Rhein, und das war von großer Bedeutung. Gewöhnlich residirte ein brandenburgischer Prinz von da ab in den rheinischen Landen. 7. Pie preußische Rheinprovinz. 1. Zu diesen Gebieten erwarb der erste preußische König die Graf- schaft Mörs (1703) und das Herzogthum Obergeldern (1713); dazu kamen 1803 die Abteien Esten und Werden und einige kleinere Graf- schaften. Doch gingen 1801 durch den Frieden von Lüneville alle Theile auf der linken Rheinseite, in dem unglücklichen Frieden zu Tilsit die übrigen rheinischen Besitzungen dem Königreich Preußen verloren; sie kamen theils an Frankreich selbst, theils an das von Napoleon I. abhängige Großherzogthum Berg, welches derselbe seinem Schwager Murat (spr. Mürah) verlieh. Das Alles erwarb preußische Tapferkeit in den Jahren der glorreichen Erhebung des preußischen Vol- kes 1813—14 mit dem Schwerte wieder. Dazu erhielt Preußen als gerechte Anerkennung der großen Opfer, die es für Deutschlands Be-
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